Man ist wichtig. Gleich, wenn es auf das Messegelände geht, hat man seinen eigenen Eingang: Nur für Presse. Im eigenen Presse-Taxi geht es dann zum Pressezentrum und anschließend häufen sich Termine über Termine. Den ganzen lieben Tag lang. Was man dabei gerne schonmal vergisst: Nahrung einschmeißen. Aber dafür gibt es ja die Pressekonferenzen. Man kommt rein, murmelt ein „Ach, ist die PK schon vorbei?“ und geht dann direkt ans Buffet. Oder wenn es etwas später wird: Sich selbst zu Partys mit geschlossener Gesellschaft einladen. Kollege Alex L. ist ein Meister darin, kleine, breitschultrige Türsteher zu bequatschen. Sozusagen auf gleicher Augenhöhe. Ist man erst einmal drin, gibt es bestes Essen bis in die frühen Morgenstunden.

Doch steht man anschließend wieder vor der Tür, regnet es gewöhnlich und der Mantel hängt noch im Pressezentrum; das angemietete Zimmer ist mindestens einen Kilometer weit entfernt und die Biersuppe im Bauch wünscht sich eine nächtliche Fleischeinlage. Hätte man drinnen doch noch mal ordentlich zugelangt. Also wird am Ausgang des Messegeländes der nette Herr in Uniform gefragt, wo man noch etwas futtern kann. „Im McDonald’s am anderen Ende des Messegeländes.“ Zu weit weg. „Oder in der Dönerbude an Station xyz.“ Also rein in die Straßenbahn und ab in Richtung Innenstadt. Hannover, wir kommen.

Den Kollegen fallen schon die Augen zu, doch bei jeder Station schreckt einer hoch: „Sind wir schon da?“ – „Wo wollen Sie denn hin?“, fragt ein älterer Mann. Offensichtlich ein Ortskundiger. – „Wir wollen was essen. An der Station xyz soll eine Dönerbude sein.“ – „Nee, da fahren Sie mal bis Station abc, da ist ein türkischer Imbiss, den ich empfehlen kann.“ Dort war der Spieß allerdings schon längst vom Gerät und blank geputzt. Einige der Kollegen deckten sich mit Fahrbier ein und dann ging es wieder zurück in die Straßenbahn. War da auf der Hinfahrt nicht auch ein McDonald’s gewesen? Jawoll! Einer hat aufgepasst. Schnell raus und ab an die Burgertheke.

Das ist nun vorbei. Wenn das nächste Mal die Welt zu Gast in Hannover ist, also zur CeBIT, ist die Eintrittskarte zum Messegeländer nicht mehr gleichzeitig auch Fahrschein für öffentliche Verkehrsmittel. (via Golem.de) Und was passiert dann? Kollege A ist diszipliniert und besucht strategisch ein paar Presskonferenzen mehr und geht nachts frierend den Kilometer zur lausigen Unterbringungen zu Fuß. Kollege B nimmt sich ein Taxi – wahlweise mit oder ohne Umweg über die Dönerbude.

Sicher, wer als Messebesucher nicht mit dem Auto anreist, wird für die Öffentlichen zahlen müssen (wobei die Bahn für Langstreckenfahrer das City-Ticket anbietet und man sich auch ein Zimmer in unmittelbarer Nähe der Messe nehmen kann). Der Verkehrsverbund wird an dieser Neuregelung verdienen, auch die Messe, die nichts mehr an den Verkehrsbund zahlen muss. Die Taxi-Unternehmen sind aber die eigentlichen Gewinner, sie dürfen Extra-Schichten fahren, während der Dönermann im Drei-Kilometer-Umfeld der eindeutige Verlierer ist. Er darf seinen Laden nun früher dicht machen. Der kleine Mann muss mal wieder zahlen. Die Messebesucher und erst recht die Journaille gehören nicht wirklich dazu.