Es gibt so Automatismen. Ich lese in der Zeitung eine Rezension, einer meiner Lieblingsschriftsteller hat ein neues Buch veröffentlicht. Ich begebe mich umgehend zur Buchhandlung meines Vertrauens in der Innenstadt und erstehe dieses Buch mit einer Andacht, die manchen Katholiken gelb vor Neid werden ließe. Dann wird das Werk verschlungen bis zur letzten Seite, lediglich unterbrochen von schlafen, essen und arbeiten – alles drei auf ein Minimum reduziert. Kleiner Tipp: Durch Nichtarbeiten lässt sich am meisten Zeit einsparen.

Nichtarbeiten lässt sich übrigens auch ganz vorzüglich in einer verlängerten Mittagspause bei Freunden. Dort legte man mir einen Artikel über das neue Buch von Philip Roth auf den Teller. Damit war das Knöpfchen auch schon gedrückt: „Haben wollen. Aber sofort.“ Das war Mittwoch. Ich ließ mich dann in meinem Ort direkt vor der Buchhandlung absetzen und realisierte erst, als ich ausgestiegen war, da brannte gar kein Licht. Es war nicht nur Mittagspause, am Mittwochnachmittag würden die auch nicht mehr aufmachen. Erst einmal zurück an den Schreibtisch.

Und dann fiel mir ein, ich Fuchs hatte doch noch Gutscheine über fünf Euro. Und dann fiel mir ein, dass der von buecher.de nicht für preisgebundene Bücher gilt. Verdammt, der läuft auch bald ab. Also ab in den nächsten Supermarkt und ein Sixpack Beck’s Lemon gekauft – mit Fünf-Euro-Gutschein von bol.de. Bestellung aufgegeben, noch ein zweites Buch dazugepackt, um den Mindestbestellwert zu überspringen, und am Abend schlafen gelegt.

In der Nacht hat bol.de mir dann per E-Mail mitgeteilt: „Folgende Titel fehlen der Verlagsauslieferung zur Zeit am Lager: Roth, P: Jedermann. Laut Verlag wird die Auslieferung in Kürze erfolgen. Ihre Bestellung wird aufrecht erhalten.“ Wieso bloß hat mir das System nicht das schon bei der Bestellung gesagt? Grrr. Ich habe mich dann dagegen entschieden, die Bestellung rückgängig zu machen und in die Innenstadt zu fahren (die Buchhandlung meines Vertrauens!), immerhin war das zweite Buch unterwegs. Wochenende, du bist gerettet. Das war Donnerstag.

Samstagvormittag klingelte es an der Tür. Ich befand mich gerade in einem Aufzug, in dem man besser nicht die Tür öffnet. Eine Minute später drückte ich das Knöpfchen und wagte mich auch ins Treppenhaus. „Hallo!“ Unten war ein Menschlein im postgelben Poloshirt zu erkennen, dickes Posthorn auf dem Rücken. „… lege die Post auf die Treppe…“ Alles klar. Trotz Nuscheln kein „Hallo, Herr Giesecke? Ein Päckchen für sie!“. Glaube ich zumindest. Da lag dann wohl die c’t und vielleicht auch das Bol.de-Buch Nummer zwei, jedenfalls wollte das Postwesen keine Unterschrift von mir haben, ich ging wieder rein.

Nach einer weiteren Verbesserung meines Aufzuges wagte ich mich dann auch die Treppe runter. Da lag die c’t, kein Päckchen und im Postkasten steckte ein „Benachrichtigungsschein -Briefzustellung-“ der Deutschen Post. Nicht von DHL. Mit Datum vom Samstag. „1 Bücher/Warensendung(en)“ abzuholen „am nächsten Werktag, jedoch nicht vor 10 Uhr!“ Also Montag. Das postgelbe Poloshirt hat mich auf gut Deutsch verarscht. Und jetzt sitze ich hier, trinke Tee und schlage die Zeit tot. Das nächste Mal werde ich wohl wieder bei Amazon kaufen oder in der Innenstadt. Und Beck’s: So gut schmeckt euer Bier auch nicht. Mädchenbier!