Heute habe ich eine XtraCash-Karte gekauft, wer hier mitliest, weiß, dass ich keine XtraCash-Karte brauche, mit der XtraCard im mobilen Internet zu surfen, wäre bestimmt unangenehm teuer. Ich erzähle das auch nur, weil ich einfach keine Ahnung habe, wo man hier im Ort (ein Stadteil Bonns) eine XtraCash-Karte kaufen kann. Aber da gibt es doch den freundlichen Italiener/Araber/Türken gleich gegenüber vom Stüssgen, egal was man den fragt, er greift als erstes zum Telefon und ruft Cheffe an, oder wen auch immer. Dann blättert er in einem Ringordner, wo die Preislisten in Klarsichthüllen stecken und nennt einen Preis, der entweder unverschämt hoch (Handy) oder unverschämt niedrig (Zubehör) ist. Da bin ich dann mal rein.

XtraCash-Karte
Was macht denn die Frau da? Die kauft bestimmt keine Cash-Karten

Der Laden war natürlich voll, ich schlängelte mich durch und stand vor einem pubertierenden Etwas mit fusseligem Oberlippenbart. Dazu fällt mir ein, die XtraCash-Karte ist ein Geschenk für meinen 15-jährigen Neffen (ungefähr das selbe Alter wie mein Gegenüber), im letzten Jahr habe ich ihm seinen ersten Rasierer gekauft, der läuft also hoffentlich nicht mehr so rum. Der junge Mann auf der anderen Seite der Theke hätte jetzt gut ein Telefon gebrauchen können, kein Augenkontakt, keine Ahnung, aber sein Chef/großerBruder/Onkel stand nicht weit entfernt an der Kasse und schickte mich mit einem freundlichen Lächeln zum Zeitungsmann um die Ecke. Das fand ich nett, eben mal an die Konkurrenz verwiesen.

Der Zeitungsmann verkauft übrigens auch Lottoscheine und Tabak, klar dass der ebenfalls Aufladekarten für Prepaidhandys hat, an den hatte ich auch schon gedacht, nur dass der Laden von ziemlich alten Leuten betrieben wird. Daher schaute ich auch ein wenig verduzt, als man mir auf mein „eine Cash-Karte von T-Mobile bitte“ mit „D1?“ antwortete, so alt war die Dame nun auch wieder nicht, mein Neffe jedenfalls weiß angesichts seines zarten Alters bestimmt nicht, dass T-Mobile früher T-D1 hieß. „Kommen Sie bitte hierüber“, und dann sollte ich an einer Tastatur meine Handynummer eingeben. „Ich hätte gerne eine richtige Karte, das ist ein Geschenk.“ – „Haben wir nicht.“

Also ab zum Automaten, da stand doch einer an der Straßenbahnhaltestelle, wie für Zigaretten, nur mit Aufladekarten, hoffentlich spuckt der auch wirklich Karten aus und nicht nur bedruckte Zettel, naja, zur Not müsste auch das reichen. Bedienung über Touchscreen, aber irgend so ein Bengel hatte sein Kaugummi über das Display verteilt. Man konnte das T-Mobile-Logo noch erkennen, irgendjemand vor mir hatte bereits eine daumengroße Stelle freigeschabt, dort gedrückt, zweimal, dreimal, bis es ging, dann noch den Betrag auf der anderen Seite, ebenfalls durch eine daumengroße Kaugummiaussparung, und nun bezahlen. Geldkarte reingesteckt, genug Guthaben war drauf, nach einem Moment erschien im Display (lesbarer Teil) „Bezahlung erfolgt“, und dann „Karte wird ausgeben“ (oder so ähnlich), aber nichts passierte.

Erste Theorie: Der Automat ist kaputt, Telefon- und Gerätenummmer stehen auf dem Apparat, aber ich habe nichts zum Schreiben dabei, egal, es gibt ja noch die zweite Theorie: Von der Geldkarte wurde nichts abgebucht, das musste natürlich überprüft werden, umgehend, also ab zum Bankautomaten im Nachbarort, verbunden mit einem kleinen Spaziergang. Gut, er hatte nicht abgebucht, aber ich hatte immer noch nicht die Cash-Karte für meinen Neffen. In den nächsten Kiosk gegangen, vorher noch an der Tür nach einem passenden Logo geschaut, nichts, vorsichtig gefragt, ob sie auch Cash-Karten fürs Handy hätte, „Na klar!“. Damit war das Thema dann erledigt. Und wehe, der Lümmel freut sich nicht über das Geschenk.