Wer täglich seine ein, zwei, drei, vier Einträge bloggt, die Leser kommen und viele davon auch wieder gehen sieht, der fragt sich irgendwann: War es das? Die Leserzahl liegt bei hundert, vierhundert oder tausend. Aber sie bleibt konstant, mehr wird es nicht. Jedenfalls nicht aus eigener Kraft. Dann ist es Zeit für große Ideen.

Ich weiß natürlich nicht, was Jan Tißler wirklich dazu bewogen hat, sich in seinem Blog Upload Gedanken über einen Blogverbund zu machen (gefunden über Vanity Care). Letzte Woche schon. Er hat die Idee sehr wohlwollend abgewogen. Bei diesem Blogverbund soll es sich seiner Meinung nach um keine Rechtshilfefond gegen Abmahner handeln, wie ihn Thomas Knüwer aufgegriffen hat. Auch nicht um einen Blogverlag à la Spreeblick oder Medienrauschen. Der Zweck dieses Blogverbundes soll ein Portal sein, das sich für die Qualität der dort erscheinenden Einträge verbürgt und somit eine Anlaufstelle für neue Leser sein kann. – Leser, die neu in der Blogospähre sind. Und neue Leser für die einzelnen Blogs, denn die Postings sollen sowohl im Heimatblog als auch auf diesem Portal erscheinen.

Bei diesem Blogverbund – so habe ich ihn verstanden- handelt es sich um eine frei Initiative, etwas Idelles. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Ganz ohne Chef. Ich habe bloß nicht verstanden, wer dann die „Artikel“ auswählt, die auf dem Portal erscheinen. Im Prinzip wäre ein solches Portal jetzt schon möglich, wenn die einzelnen Blogs, deren Postings man durch eine Aufnahme im Portal auszeichnet, unter entsprechender CC-Lizenz (CC BY-NC-ND 2.0 DE) laufen und das Portal keine Werbung enthält.

Oder steckt mehr hinter dieser Idee? Soll hier professionalisiert werden? Der Keim für ein redaktionelles Onlinemagazin gelegt werden? Der Vorschlag, zehn Alternativen zu Microsoft Word veröffentlichen, die von zehn Autoren für dieses Portal geschrieben werden, obwohl ein solches Posting im Kontext des eigenen Blogs kaum einen Sinn machen würde, geht doch genau in diese Richtung.

Mir fallen dann auch gleich ein paar organisatorische Schwierigkeiten ein: Das Nebeneinander zwischen Heimatblog und Portal würde bedeuten, zwei Orte zu haben, an denen kommentiert wird. Oder ist das nicht vorgesehen? Soll das Portal nur eine Durchleite sein? Da der Blogverbund mehrere Blogs eines Themenkreises bündeln soll, wird es zwangsläufig zu thematischen Überschneidungen kommen. Werden dann auch vier, fünf, sechs Einträge zum selben Thema veröffentlicht? Oder führt dies zum redaktionellen Ansatz, dass nur einer ausgewählt wird? Oder dass sich vorher abgesprochen wird, wer zu diesem Thema schreibt? Was passiert bei einem grundlegenden Dissenz? Verliert derjenige, der aussteigt, alles? Bei einem gut laufenden Portal dürfte die Domain, unter der das alte Blog lief, mittlerweile besucherleer geworden sein.

Medienrauschen zeigt sehr schön, wie es gut und auch wieder nicht laufen kann. Dort haben sich einst mehrere Blogger zusammengetan, sehr früh schon. Mit vielen und guten Einträgen wuchs man schnell und erhielt dann auch die verdiente Anerkennung. Doch dann umgab der Domaininhaber die Texte auf Medienrauschen mit einem Blogverlag und vielen Google Ads, worauf die bisherigen Vielschreiber nicht mehr so viel schreiben. Da ist ein Stück Seele verloren gegangen.

Für mich immer noch vorbildlich macht es onlinejournalismus.de. Beim „Magazin zum Thema“ ist man sich durchaus bewusst, dass man schon mehr ist als ein Blog. Auch wenn die meisten Meldungen auch in den privaten Blogs der Autoren veröffentlicht werden. Und zu guter Letzt muss man auch noch das BILDblog erwähnen. Das sind aber alles keine Blogverbünde, wie sie auf Upload vorgeschlagen wurden. Da haben sich einzelne Blogger zusammengetan. Warum macht man also nicht gleich ein gemeinsames Blog? Ich kann mir vorstellen, dass sich auf den diversen Bloggertreffen genug Blogger so gut kennengelernt haben, dass das Zusammengehen von zwei, drei erfolgreichen Blogs der zweiten Reihe einen neuen Kick bringen könnte. Und zwar einen anderen, als denjenigen, den die Blogger verspüren, wenn der Domaininhaber neue Werbeformen einführen will. Denn das ist dann meist nur der Tritt in den Arsch.