Wie habt ihr eigentlich euer digitales Leben organisiert? Einen USB-Stick in der Tasche? Der zum Einsatz kommt, wenn man geradel den Laptop nicht dabei hat. Auf dem Stick eine verschlüsselte Datei mit den Passwörtern und TANs fürs Online-Banking? Bilder, Links, Adressen und Kalender bei Web-2.0-Diensten ausgelagert? In der Hoffnung, jederzeit einen Internetzugang zu haben? Was geht, über SyncML mit dem Handy synchronisiert? Das liegt alles nahe.

Aber was ist aus dem guten alten Tagebuch geworden? Aus der speckigen Kladde, die man im Café in der Sonne sitzend mit vielen Worten gefüllt hat? Private Gedanken. Handgeschrieben. Was publik gemacht werden kann, kommt ins Blog. Aber es gibt schließlich noch genug, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

Einige Leute führen Blogs, zu denen sonst niemand Zugriff hat. Nur für sich. Um private Gedanken festzuhalten und zu ordnen. Das klassische Tagebuch. Andere ziehen dem wiederum ein Wiki vor. Und eigentlich verkörpert die nicht-hierarchische Hypertext-Struktur des Wikis viel mehr den Netzgedanken als ein schlichtweg chronologisch angeordnetes Blog.

Das Wiki ist ein lebendes Dokument, wenn man immer wieder an den Texten arbeitet, sie verbessert und verfeinert. Was Mutti noch im Rezeptbuch an den Rand kritzelte, steht nun sauber im Wiki auf der Seite Rezepte. Bzw. auf einer Unterseite. Zwei Jahre habe ich nun ein privates Wiki geführt, aber je mehr Seiten ich angelegt habe, desto mehr verlor ich den Überblick. Ein Rezept habe ich natürlich immer noch nach spätestens drei Klicks erreicht, aber die guten Vorsätze fürs neue Jahr, die ich schriftlich festgehalten habe, waren genauso schnell vergessen wie jedes Jahr. Ich habe sie mir einfach nicht mehr angeschaut.

Wikis sind toll, keine Frage. Aber wer Wikipedia nutzt, gibt ein Wort in das Suchfeld ein. Würde man das Lexikon über hierarchisch strukturierte Rubriken entdecken müssen, wie früher Yahoo, es wäre kein Erfolg geworden. In meinem privaten Wiki käme ich allerdings nie auf den Gedanken, nach „Geburtstag der Freundin“ zu suchen. Entweder klicke ich die Geschenkideen, die ich im Laufe des letzten Jahres gesammelt habe, direkt an. Oder ich vergesse den Geburtstag gleich ganz. Das ist mir natürlich noch nie passiert.

Und was gibt mir nun mehr Übersicht? Ich habe die Outliner (wieder)entdeckt. Die klassische Baumstruktur, in der ich alle Gedanken, Ideen und Aufgaben sammeln kann. Sinnvoll eingeordnet. Ein Wiki ließe sich natürlich genauso organisieren. Aber ein Outliner hat den schönen Vorteil, dass sich einzelne Bereiche auf- und zuklappen lassen. Dies lässt sich über Keywords und Filter sogar automatisieren.

Wer dies System einigermaßen diszipliniert nutzt, kann auf diese Weise alles, was die Freundin betrifft, oder alle Aufgaben, die man in der Stadt zu erledigen hat, oder alles, was man mit dem Kollegen bespreche möchte, auf einen Bildschirm zaubern – auch wenn es an völlig unterschiedlichen Stellen in der Baumstruktur steht. Das schafft ein Wiki erst einmal nicht.

Ich habe in den letzten Wochen einige Outliner ausprobiert. Für den Mac scheint es interessante zu geben, dummerweise kann ich die hier nicht nutzen. Ich suchte nach einem Windows-Outliner, der sich mit Palm OS abgleichen lässt. Das schränkte die Alternativen stark ein. Und mit Bonsai von Natara habe ich wohl mein optimales Arbeitsgerät gefunden (kostet allerdings 30 Euro). Diesen Text hier schreibe ich gerade im Bonsai.

Die große Organisation erledige ich täglich mehrmals auf dem Laptop. Unterwegs kann ich dann mit dem Smartphone einzelne Punkte oder Texte nachschlagen, bei längerer Wartezeit sogar normal daran arbeiten. Ganz praktisch ist auch, dass man jeden Gedankenblitz schnell am Handy eingibt, und daheim hat man ihn sofort auf dem Bildschirm.

Man darf nur nicht vergessen, beide Geräte regelmäßig zu synchronisieren. Vorteil dieses Konzepts ist natürlich, dass man so immer ein Backup hat und die Daten nicht im Netz liegen, was das Datenschutzrisko mindert und einen von der Verfügbarkeit von GPRS oder UMTS unabhängig macht. Genug Akkukapazität für zwei, drei Stunden Zugfahrt hat der Treo auf jeden Fall.

Dennoch bleibt ein Wiki für mich nach wie vor die erste Wahl, wenn man mit mehreren Leuten an Texten arbeitet, und wenn das Wiki dafür genutzt wird, gezielt nach Informationen zu suchen. Zum Beispiel zur Organisation eines Teams.