Wenn ich einen Artikel auf Zeit online öffne, versuche ich zuerst zwei Dinge herauszufinden: 1. Ist dieser Artikel bereits in der gedruckten Zeit erschienen bzw. wird dort erscheinen? Dann muss ich nicht weiter lesen, denn ich genieße es doch mehr, bedrucktes Papier in der Hand zu halten. Zumindest bei der Zeit. Um diesen Punkt zu klären, genügt ein kurzer Blick in die Dachzeile.

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Das hätte doch auch noch mit auf die erste Seite gepasst
(Screenshots von Zeit online, Hervorhebungen durch Netzausfall, redaktionelle Texte sind orange hinterlegt, sichtbare Werbeformen auf der zweiten Seite rot)

2. Wie viele Seiten hat dieser Artikel? Artikel auf Zeit online können für Onlineverhältnisse sehr lang sein. Zum Glück. Aber bevor ich beginne zu lesen, möchte ich noch wissen, ob dies etwas länger dauert. Dazu genügt ein kurzer Blick in die Fußzeile. Heute morgen stand dort bei „Bald unter 3,5 Millionen?“ folgendes: „Seite 1 | 2 | »“. Ich nahm mir etwas Zeit und las aufmerksam die erste Seite, klickte auf die zweite und fiel in ein großes schwarzes Loch. Mehr als ein Vogelschiss war dort nicht zu finden.

Und das Ganze nochmal in Zahlen. Seite 1: 68 Zeilen reiner Text (ohne Lead und Überschrift) auf sechs Absätzen. Seite 2: fünf Zeilen in einem Absatz. Hoppla, da habe ich doch glatt etwas vergessen. Seite 1: drei Werbeformen im sichtbaren Bereich. Seite 2: drei Werbeformen im sichtbaren Bereich.

Ich bin ja kein Mäuschen in der Redaktion von Zeit online, aber ich vermute mal, dass hier zwei Regeln des Steinzeit-Onlinejournalismus zum Zuge gekommen sind: 1. Ziehe einen Artikel wenn möglich auf die nächste Seite, um mehr Werbung einblenden zu können. 2. Brich genau nach n Absätzen um (in diesem Fall sechs, drei oberhalb der Werbung, drei unterhalb).

Ich habe gar nichts gegen Werbung. Werbung muss sein. Und ich gönne Zeit online jeden verdienten Euro, um das Angebot auszubauen. Aber solche Seitenumbrüche kann man auch besser gestalten. Warum werden die insgesamt sieben Absätze nicht vier zu drei aufgeteilt? Da kann man auf der ersten Seite immer noch ein Content-Ad einbinden, ohne dass es den Leser nervt.

Apropos genervt sein, allein darum geht es mir bei diesen Ausführungen hier. Ich fühle mich als Leser einfach nur verarscht, wenn ich nach sechs langen Absätzen zur nächsten Seite gelange und dort nur einen schäbigen Artikelrest vorfinde. Es ist doch wohl klar, warum ihr das macht.

Update direkt nach Veröffentlichung

Hehe, wenn ich einen Netzausfall online gestellt habe, überprüfe ich als erstes die Links, die ich gesetzt habe. Ich öffne als auch nochmal die Fundstelle, über die ich geschrieben habe. So auch in diesem Fall. Und welch Überraschung! Zeit online hat, während ich meinen Netzausfall schrieb, genau das geändert, was ich angemahnt hatte.

Ich hätte diesen Netzausfall hier aber nicht geschrieben, wenn mir dieses Phänomen nicht schon öfter aufgefallen wäre. Und mir schwant, dass ich als RSS-Leser einfach nur sehr schnell die Artikel öffne und die Nachbearbeitung in der Redaktion von Zeit online einfach ein paar Minuten länger dauert.