Eine kleine Medienschau zum neuen Webauftritt der FAZ offenbart die Enttäuschung: Breit und blass, Diesmal ist das Ergebnis eher durchwachsen, Wo FAZ.NET nachbessern könnte. Und die Ausnahme: Aufgeräumt, luftig, übersichtlich. Einen großen Widerhall hat das neue faz.net in der Blogsphäre nicht hervorgerufen. Alles unaufgeregt – und das ist auch gut so.

Mit der Aufregung ist das so eine Sache. Als seinerzeit Spiegel Online relaunchte, waren alle begeistert. Als sueddeutsche.de dies tat, waren alle enttäuscht. Da ging es noch um die Sache. Beim Tagesspiegel Online und bei DerWesten ging es – mir zumindest – um die Damen Bunz und Borchart. Das war dann auch schon der ganze Pop. Die beiden letzt genannten Angebote strotzen nur so von Solidität. Ich lese sie trotzdem nicht. Am Ruhrpott interessiert mich nur, wie schnell ich ihn durchfahre. Tagesspiegel Online kommt mir zu sehr als Zeitung daher. Viel zu viele kleine Kästchen. Wie bislang auch faz.net.

Faz.net hat – im Wortsinn! – kein Gesicht. Faz.net macht lediglich das, was Spiegel Online macht. Was Spiegel Online erfolgreich gemacht hat. Die Themen werden wie auf einer Perlenschnur von oben nach unten aufgereiht. Einfach und klar. Wer faz.net aufruft, kann mit Maus oder Cursor von oben nach unten durchscrollen und hat auf einen schnellen Blick die wichtigen oder neuen Themen erfasst. Allein darum geht es doch, oder?

Dass faz.net nur wenig Farbe hat, dass faz.net nur wenige und kleine Bilder hat, dass die Topnavigation grottenschlecht ist, dass die Links immer noch kryptisch sind, dass es jetzt mehr Weißflächen gibt und eine neue, angenehmere Seitenbreite, dass sich faz.net von vorne bis hinten durchpersonalisieren lässt, das alles ist geschenkt. Das ist die Kür, nicht die Pflicht. Ein Nachrichtenportal muss gute Texte haben, und diese müssen schnell und einfach zu erreichen sein. Für mich trifft das auf faz.net nun zu.

Ich verstehe nicht, warum man so enttäuscht sein kann, wenn ein Portal es Spiegel Online nach dem Relaunch gleich macht. Spiegel Online sieht zwar auf den ersten Blick noch genauso aus wie damals, heute lese ich dort aber Sätze wie diese hier: „Als Hollywood-Schauspielerin Nicole Kidman von rasenden Fotografen verfolgt wurde, geriet sie in Panik. Doch die Filmschönheit hatte Glück: Sie überlebte die Verfolgungsjagd.“ Mir persönlich stellen sich da die Nackenhaare auf.

Und noch ein persönliches Bekenntnis: Ich werde jetzt öfter auf faz.net vorbeischauen. In den letzten Monaten hatte ich zweimal den Politik-Feed der FAZ abonniert, mir war das aber zu viel. Jetzt wird faz.net die Ergänzung zu meinen Primärquellen DLF-Nachrichten und SWR-Podcast sein.

Faz.net muss sicherlich noch nachbessern. Aber das ist Detailarbeit.