Webdienste kostenlos anzubieten, ist keine gute Strategie. Bei Erfolg wachsen die Kosten. Gratisdienste sind daher auch schnell wieder weg.

Ohne Murren zahlen wir täglich 4 Dollar für den Coffee-to-go und, wenn ein neues Smartphone erscheint, sogar 500 Dollar. Nur bei der Suche nach der passenden App ist uns 1 Dollar zu viel, dann muss es kostenlos sein. Dieses schöne Beispiel hat der Verhaltensökonom Dan Ariely kürzlich in seinem Blog aufgegriffen. Da man Gratis-Apps erwarte oder zumindest kostenlose Alternativen, erscheine der eine Dollar sehr viel. Dass die App mehr und vor allem länger Freude bereiten könne als der Kaffee für vier Dollar, falle dabei nicht ins Gewicht.

Die Gefahr dabei ist, und das gilt für alle Webdienste, dass sie irgendwann verschwinden, zumindest in der Form, in der man sie schätzen gelernt hat. Sie werden mit Werbung zugeballert, von einem Konzern aufgekauft oder eingestellt. Den Grund nennt Maciej vom (kostenpflichtigen) Bookmarkdienst Pinboard: Bei Open-Source-Projekten, deren Produkte ebenfalls gratis angeboten werden, kommen mit neuen Nutzern auch neue Entwickler und andere Resourcen. Es wird leichter, zumindest teilweise. Bei kostenlosen Webdiensten dagegen schwinden die Resourcen mit dem Erfolg. Webhosting und Support werden teurer, das System fehlerfälliger, Entwicklung und das Testen aufwändiger.

Geld für einen Webdienst oder eine App zu zahlen, macht es also wahrscheinlicher, dass der Dienst am Leben bleibt. Es gibt Leistung für Geld. Dabei ist es aber nicht eine Frage des angemessenen Preises, sondern des Gebens überhaupt. Ob der App-Entwickler nun im Monat hundert mal einen Dollar einnimmt oder Pinboard zehn Mal die einmalige Anmeldegebühr von knapp zehn Dollar, ist egal.

Und für die Produktion von Text, Video und Musik gilt dies selbstverständlich auch.