Ich dachte zuerst an Martina Hill, als ich vom neuen iPad hörte. In der ersten Folge der Knallerfrauen spielte auch ein Apple-Tablet mit. Der Vater nutzte es als Schneidebrett in der Küche. Sie wollte ihm mit dem Geschenk etwas Gutes tun, doch er konnte nichts damit anfangen. Da hat wohl der Prophet am Berg vorbeigerufen. Die Haltung des Vaters war auch meine bisher. Gestern wurde das iPad 3 vorgestellt. Geändert hat sich dadurch nichts.

Ein Tablet ist ein Gerät, um zu konsumieren, nicht um zu produzieren. Wer dies auf SMS-Niveau tut, kommt mit der virtuellen Tastatur eines Touchscreens vielleicht gut zurecht. Wer allerdings lange Texte tippen will und auch das Zehnfingersystem beherrscht, benötigt einfach eine Tastatur, um nicht wertvolle Zeit zu verlieren. (Es mag jedoch sein, dass mich irgendwann einmal eine alternative Eingabemethode wie Swype überzeugen wird.)

Das iPad 3 hat eine Auflösung von 2.048 x 1.536 Punkten. Wow. Allen Unkenrufen zum Trotz dürfte das dennoch als Retina-Display durchgehen. Auch wenn die Punkte nicht ganz so dicht liegen wie auf dem iPhone, ein Tablet wird schließlich etwas weiter weg gehalten als ein Smartphone. Das menschliche Auge wird die einzelnen Punkte nicht mehr unterscheiden können. Eine so hohe Auflösung ist natürlich ein Gewinn, wenn Fotos und Filme entsprechend HD sind.

Das iPad als Digicam? Really?

Was sich mir nicht erschließt, ist dies ständige Größer-weiter-schneller. Wer, bitte schön, nutzt die neue 5-Megapixel-Kamera auf der Rückseite? Und wofür? Es stellt sich doch niemand vor den Kölner Dom und hält sein iPad in die Höhe, um zu fotografieren. Mit etwas Fantasie kann ich mir vorstellen, wie man per Kamera ein Dokument scannt und per OCR in Text verwandelt. Ich kann aber an vier Fingern abzählen, wann ich das schon mal gebraucht hätte. Naja, vielleicht nicht gebraucht, aber genutzt.

Ich würde auch nicht im Supermarkt dem Frischemanager in der Obst- und Gemüseabteilung das iPad unter die Nase halten, um ihm zu zeigen, dass die Tomaten aber ganz anders aussehen als in der Werbung. Aber gaaanz anders. Hier auf dem Dorf würde man mich vielleicht auch mit großen Augen anschauen und fragen, erstens warum ich das Schneidebrett mit in den Laden gebracht hätte und zweitens was ein Frischemanager sei.

Ein Ultrabook fürs gleiche Geld

Der neue, schnellere Prozessor und der größere Akku sind keine Superlative für sich genommen, sondern eine Notwendigkeit angesichts der vierfachen Punktmenge. (Weitere Details bei Golem.) Die 635 Gramm auf dem Schoß sind nett, wenn man mit angewinkelten Beinen auf dem Sofa liegt, aber das geht auch mit dem Laptop. Und dessen Namen zeugt bereits davon, dass das auch früher kein Problem war.

Gut, auch mancher Laptop hat so seine Macken. Wenn man aber den Preis nimmt, den ein stinknormales Gerät im Media Markt kostet und die 479 Euro dazurechnet, die man für das iPad 3 mindestens zahlen muss, dann kann man sich auch ein feines Ultrabook holen: doppelt so schwer wie das iPad, genauso ausdauernd, aber dafür mit Tastatur.