Mozilla hat angekündigt, das E-Mail-Programm Thunderbird nicht weiterentwickeln zu wollen. In Zukunft wird es keine neue Funktionen mehr geben, sondern nur noch Sicherheitsupdates. Die Details und Beschönigungen lassen sich bei Heise und bei Mozilla nachlesen.

Ich bin erst vor einiger Zeit zum Thunderbird zurückgekehrt, da ich einen neuen Kalender gesucht hatte, um mich vom Google Kalender trennen zu können. Es ist ein Elend, dass man nur noch so wenig Auswahl hat. Mit diesen Kommunikationswerkzeugen hat es schließlich mal angefangen. Der PDA war so beliebt, weil man damit einen elektronischen Kalender bei sich hatte, der sich im Büro mit Outlook synchronisierte; auf dem Handy war die E-Mail die erste Anwendung für den Internetzugang.

Google macht Geschäftsmodelle kaputt

Der Erfolg ist aber beiden zum Verhängnis geworden. Google dominiert mit Gmail und dem Google Kalender und lässt anderen Entwicklern kein Geschäftsmodell mehr. So wird auch das Angebot immer schlechter. Wenn es denn heutzutage neue Ansätze gibt, dann kommen diese meist von Designern und nicht von technisch versierten Leuten. Ein Beispiel sind das E-Mail-Programm Postler und das Adressprogramm Dexter vom Elementary Project. Beide sehen gut aus, aber es fehlen Funktionen, und seit über einem Jahr gibt es nichts Neues. Fast alle neuen RSS-Reader bieten zwar eine schöne Oberfläche, aber lediglich den Google Reader im Hintergrund.

Mit meinem Wechsel von Ubuntu zu Debian (Crunchbang) ging dann auch die Einheit von E-Mail und Kalender verloren, ich nutze jetzt Thunderbird (Icedove) und Sunbird (Iceowl) getrennt. Mit beidem bin ich nur mäßig zufrieden. Sunbird startet zu langsam, um nur mal schnell einen Termin nachzuschauen oder einzutragen. Dabei liegen schon alle Daten auf dem Rechner und nicht mehr im Netz. Beim Thunderbird empfinde ich das langsame Starten nicht als so schlimm, da ich entweder das Programm die ganze Zeit im Hintergrund geöffnet habe oder ich so lange damit arbeite, dass die verlorene Zeit zu Beginn nicht mehr ins Gewicht fällt.

Mails sofort löschen

Zu meinem eigenen Erstaunen habe ich nach fast 15 Jahren mein Verhalten geändert, wie ich mit E-Mails umgehe. Mit den breiten Bildschirmen kam die Mode auf, seine Mails in drei Spalten anzuordnen. Unumstößlich schien aber immer, dass die einzelnen E-Mail-Konten und die dazugehörige Ordnerstruktur ganz links steht. Darauf habe ich verzichtet. Ich nutze im Thunderbird nur noch eine Ansicht mit zwei Spalten: links die Header-Daten Absender, Betreff und Datum, rechts die einzelne Mail im Volltext.

Ich nutze nur noch eine Mail-Adresse und lösche die meiste Korrespondenz sofort. E-Mail ist für mich bis auf Ausnahmen zu einem Äquivalent für das mündliche Gespräch geworden – wenn die Sätze einmal raus sind, sind sie weg. Ich habe also nur noch eine kleine Ablage mit wenigen Ordnern, die am linken Rand minimiert ist und die ich mit der Maus schnell ins Bild reinziehen kann. In der Topnavigation befindet sich zudem ein Drop-Down-Menü, worüber ich den aktuellen Ordner wechseln kann. Es gibt, glaube ich, auch Tastaturkürzel, die dies erledigen.

Schnell mal per Webmail

Gleichzeitig habe ich angefangen, das E-Mail-Programm länger geschlossen zu lassen – nur einmal die Stunde hineinzuschauen oder gar nur alle zwei Stunden. In den letzten Monaten habe ich mich dann auch ab und zu über die Webmail-Oberfläche bei meinem E-Mail-Provider Fastmail eingeloggt – gar nicht mal mit dem Ziel, dort nach E-Mails zu schauen. Es gibt eine neue Oberfläche im Betatest, die ich ausprobiert habe. Dann bin ich des Öfteren im Adressbuch. Oder ich habe nachgeschaut, wenn ich einen Affiliatelink zu Fastmail gesetzt habe wie auch hier gerade. Und dann habe ich mir angewöhnt, doch mal schnell zwischendurch per Webmail nach neuen Mails zu schauen – weil es schneller geht.

Die Oberfläche von Fastmail ist altbacken, dafür soll es ja eine neue geben, aber sie ist hochfunktional, wenn man einmal den Überblick gewonnen hat. Es sind viel zu viele Links, um die Oberfläche minimalistisch zu nennen, sie sind aber alle sinnvoll. So kann man mit einem Link eine Nachricht löschen und zur nächsten in der Liste springen – oder zur vorherigen. Man navigiert genauso schnell wie in einem lokal installierten Programm. Und Tastaturkürzel gibt es auch für alles. Es wäre schade, wenn Fastmail/Opera die alte Oberfläche einmotten würde, nur weil andere wie Gmail schöner aussehen. Meine Zwei-Spalten-Ansicht gibt es per Webmail aber nicht. Der Text erstreckt sich viel zu weit, fast über die gesamte Breite des Browserfensters.

Fazit

Ich habe mit dem Thunderbird-Programm und mit der Fastmail-Oberfläche zwei Lösungen für das tägliche Arbeiten mit E-Mails gefunden, mit denen ich zufrieden bin. In beiden Fällen fürchte ich aber, dass ich damit in eine Sackgasse geraten bin, weil etwas Funktionierendes verändert oder vernachlässigt wird.

Mit Claws Mail war ich ebenfalls zufrieden. Ich bim zum Thunderbird gewechselt, um den Lightning-Kalender zu nutzen. Nach einer leichten Alternative zu Sunbird suche ich ebenfalls noch.