Skobbler war mir gerade vom Schirm gerutscht, da lese ich bei Linux und ich, dass es vom Karten-/Navigationsprovider Skobbler eine Webanwendung gebe. Der Anbieter kostenloser Navigation auf dem Smartphone hat seine Androidversion eingestellt, bringt aber unter maps.skobbler.de eine Version für den Desktop-Browser heraus. Interessant.

Zum Hintergrund: Skobbler wurde von ehemaligen Navigon-Mitarbeitern gegründet und nutzte zu Beginn auch dessen Karten. Als das untersagt wurde, machte Skobbler aus der Not eine Tugend und nutzt seitdem die kostenfreien Karten von OpenStreetMap. Die erhielten durch Skobbler eine brauchbare Form auf Smartphones mit iOS oder Android. Da sich darüber auch Änderungen an den Karten vornehmen ließen, gab Skobbler sogar etwas der Gemeinde zurück. Vorbildlich.

Neue Oberfläche ist schön, aber nicht gut

So weit, so gut. Vor nicht allzu langer Zeit kündigte Skobbler an, dem iPhone den Vorzug zu geben und die Androidversion nicht weiterzuentwickeln. Dafür gab es anscheinend wirtschaftliche Gründe. Wer ein Androidhandy hat, nutzt Google Maps Navigation. Die meisten Skobbler-Apps werden jedoch auf einem iPhone installiert. Wohlgemerkt ist nur die Nutzung von Skobbler, also die Berechnung von Routen auf den Skobblerservern, kostenfrei; die App selbst kostet einmalig. Warum also nun eine kostenfreie Webanwendung?

Die eigentlich und wichtige Frage ist für mich aber, wie gut Skobbler im Desktop-Browser ist. Auf den ersten Blick sieht sie gut aus. Alles ist schlicht und dadurch schön übersichtlich, doch für meine Zwecke gänzlich unbrauchbar. Ich nutze sie, um meine Wanderungen zu planen. Außerhalb von Ortschaften jedoch sind auf der Skobbler-Oberfläche alle Weg gleich. Dabei hat OpenStreetMap ein ausdifferenziertes System entwickelt, den Zustand von Wegen zu kennzeichnen. Ich entdecke hier allerdings reichlich Wege, die als vom Auto befahrbar erscheinen, in denen ich aber nach einigen Tagen Regen bis zum Knie im Schlamm versinken würde. Innerhalb von Ortschaften sind Fußwege und Spielstraßen korrekt ausgewiesen.

Immer noch keine gute Oberfläche

Abhilfe lässt sich ganz einfach schaffen. Die Oberfläche der Skobbler-Webanwendung lässt sich auf die bekannten OSM-Oberflächen Mapnik, MapQuest und OpenCycleMap umstellen. Doch gewonnen ist damit so gut wie nichts, da sich Skobbler dann nur noch kaum von openstreetmap.org unterscheidet – was die Karten betrifft. Skobbler kann stelbstverständlich auch Routenberechnungen vornehmen, was OpenStreetMap selbst nicht kann. Auch die Suchfunktion ist besser. Und das könnte der einzige Grund für mich sein, in Zukunft Skobbler statt OSM zu nutzen. Beim Wandern verlasse ich mich aber meist auf die Karten des Landesvermessungsamts NRW.

Ceterum censeo: Das Problem von OpenStreetMap ist die Ausgabe der Kartendaten. Jeder darf sich selbst seine Karten daraus bauen, doch ist das technisch nicht ganz so einfach. Dem Projekt fehlt ein Gefühl für Design. Skobbler versucht in diese Lücke zu stoßen.

Das Kartenmaterial von OpenStreetMap ist genial. Bei der Erfassung der Autostraßen gibt es kaum noch einen Unterschied zum Kartenmaterial kommerzieller Anbieter wie Google. Wenn es aber um Schleichwege für Fußgänger in Innenstädten und um Wanderwege geht, ist OpenStreetMap kaum zu toppen.