Man sollte zahlen, was man im Netz verkonsumiert und was in der Produktion auch Geld kostet. Die Aufmerksamkeit der Nutzer über einen Zweitmarkt an Unternehmen zu verkaufen, die Werbung schalten, funktioniert nicht mehr. Aber statt die alte Frage „Paid Content oder nicht“ noch ein weiteres mal in der Pfanne zu wenden, sollte man sich fragen, wie das denn aussehen könnte. Wenn das Produkt außerordentlich gut ist oder das Angebot knapp, sind schon jetzt die Nutzer bereit, dafür zu zahlen. Aber was ist, wenn das Angebot nur mau daherkommt und eines von vielen ist? In Polen haben sich jetzt 40 Newsportale zusammengetan und bieten gegen eine geringe Gebühr Zugang zu allen – berichtet Spiegel Online.

Das hört sich nach einem Schnäppchen an und ist es an bisherigen Maßstäben gemessen auch. Für jedes Portal zahlt man bloß 12,5 Cent pro Monat. Die Gelder werden aber nicht gleichverteilt. Die Portale erhalten auch bloß 70 Prozent – nach einem differenzierenden Schlüssel berechnet. Die Einnahmen entsprechen damit keineswegs dem Wert der angebotenen Nachrichten.

Was ist der Leser bereit zu zahlen?

Aus Sicht der Leser ist es aber gleich, was angeboten wird, seine Aufmerksamkeit ist begrenzt beziehungsweise seine Zeit. Er kann gar nicht alles lesen. Bei einem Bezahlmodell wie beim Wall Street Journal oder den mobilen Angeboten der Bild müsste er sich entscheiden. Ein, zwei Zugänge könnte jeder Nutzer finanzieren, darüber hinaus wird die Zahlungsbereitschaft aber sehr schnell sinken. Die jetzige Praxis, sich die Nachrichten aus verschiedenen Quellen zusammenzusuchen, wäre dann vorbei. Die Politik aus der ZEIT und das Feuilleton aus der FAZ, das ginge dann nicht mehr.

Das polnische Modell hat dies Problem exzellent gelöst. Der Nutzer zahlt das, was ein Nutzer in der Regel bereit ist, für eine solche Dienstleistung zu zahlen: die üblichen fünf bis zehn Euro. In diesem Fall sind es umgerechnet fünf Euro. Es gibt aber verschiedene Rabattstufen. Der zahlt also einen relativen kleinen Betrag und kann sich wie bisher nach Belieben aus verschiedenen Quellen bedienen.

Modell auch für andere Webdienste

Dieses Modell ließ sich auch auf andere Dienstleistungen übertragen. Viele Webanwendungen sind kostenlos und werden nach einiger Zeit wieder eingestellt, weil sich kein Geschäftsmodell entwickelt hat. Auch hier sind die Nutzer bereit, für ein, zwei Premiumdienste zu zahlen, mehr aber nicht. Für x Euro könnte man aus einem großen Angebot guter Webdienste y davon nutzen, für die doppelte Summe auch die doppelte Anzahl.

Ich würde mich jedenfalls riesig darüber freuen, wenn es sowas wie den Google-Kalender gäbe, nur nicht von Google. Alle schönen Ansätze, die es vor Jahren mal gab, gibt es nicht mehr. Bei RSS-Readern ist es ähnlich. Dafür zahlt keiner etwas – es sei denn, es wäre Teil eines Pakets.